Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Messe?
German Wankmiller: Die Messe AMB in Stuttgart ist wie immer exzellent besucht und ist neben der EMO die beste Messe in ganz Deutschland. Die Besucher auf dem GROB-Stand sind sehr zahlreich und wir sind sehr zufrieden. Auch gibt es eine Vielzahl an sehr konkreten Projektanfragen, die zu vielversprechenden Aufträgen führen können.
Welche Messeneuheit oder technische Innovation auf der AMB hat Sie am meisten beeindruckt?
Eine völlig neue, bisher unbekannte Innovation ist mir nicht begegnet. Allerdings lässt sich ein Trend feststellen, dass viele Maschinenhersteller eine Automationslösung zur Be- und Entladung zeigen, entweder als Eigenentwicklung oder als Zukauf. Also der Trend zur Automatisierung der Maschinen ist deutlich feststellbar.
Die zwei wesentlichen Haupthemen auf der diesjährigen AMB sind Digitalisierung und Automation. Wie werden diese Themen bei GROB umgesetzt und was können Sie Ihren Kunden anbieten?
GROB entwickelt seine eigene Industriesoftware GROB-NET4Industry weiter. Wir zeigen auf der Messe erweiterte Applikationen (Apps). Auch die Anwendung der Vernetzung von Maschinen zeigt GROB auf dieser Messe. Auf einem großen Display können Besucher die Vernetzung aller Maschinen im Werk Mindelheim verfolgen und bekommen damit praktisch gezeigt, wie wir uns die Vernetzung der Produktion mit GROB-Net4Industry vorstellen. Zusätzlich zeigen wir neben unserem bestehenden Bedienpult GROB4Pilot mit Siemens-Steuerung, das neue Bedienpult (HMI) mit Heidenhain-Steuerung erstmals auf dieser Messe. Die Heidenhain-Steuerung ist speziell im Werkzeug- und Formenbau und anderen Bereichen der Universalmaschinen wichtig. Insgesamt können wir eine deutliche Weiterentwicklung unserer Software GROB-NET4Industry auf unserem Messestand zeigen. GROB hatte schon immer das Ziel, mit seiner Software eine offene Plattform zu schaffen. Sie ist so konzipiert, dass wir über den Konnektor mit verschiedenen Steuerungen kommunizieren können.
In der Automation zeigen wir unseren Palettenrundspeicher, den wir zum ersten Mal vor drei Jahren auf einer Messe gezeigt haben. Seit dieser Zeit hat die GROB-Automation eine sehr rasante Entwicklung genommen und erfreulicherweise konnten wir viele Maschinen mit diesem Rundspeicher verkaufen.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung in der Maschinenbaubranche?
Wir sehen eine unterschiedliche Entwicklung in der Maschinenbaubranche. Manche Wettbewerber konzentrieren sich darauf, mit ihren Werkzeugmaschinen weitere und neue Werkstück-Anwendungen zu finden, für neue Märkte und für neue Kunden. Andere, wenige Firmen wie GROB, nehmen die Herausforderung der Elektromobilität an und entwickeln ganz neue Maschinenkonzepte für Produkte in der Elektromobilität. So gesehen befindet sich die gesamte Maschinenbaubranche in einem starken Veränderungsprozess, der aber sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Wir haben entschieden, die Herausforderung der E-Mobilität anzunehmen und neue Wege zu gehen. Herausforderungen und Aufgaben, die noch Jahre andauern und unser Produktprogramm entscheidend beeinflussen werden.
Wie entwickelt sich die aktuelle Auftragslage für GROB im laufenden Geschäftsjahr 2018/2019 in den Sparten Systemgeschäft, Universalmaschinengeschäft und Automation/Montage?
Die Elektromobilität hat bei unseren Kunden neue Entwicklungs- und Investitionszyklen hervorgerufen. Im Systemgeschäft der Maschinen und Produktionsanlagen für den Verbrennungsmotor ist der Auftragseingang derzeit rückläufig. Die Autoindustrie investiert derzeit sehr intensiv in neue Anlagen für die Elektromobilität. Wir sind jedoch trotz dieser Entwicklung mit dem Auftragseingang in der Sparte Systemgeschäft sehr zufrieden.
Das Universalmaschinengeschäft verläuft hervorragend, da wir neue Maschinen mit Automation entwickelt haben. Den Auftragseingang und Umsatz mit Universalmaschinen konnten wir im Geschäftsjahr 2018/19 um 18 Prozent steigern.
Im Bereich Automation und Montage ist GROB einer der stärksten Anbieter in Europa und wir konnten dieses Segment deutlich ausbauen. Wir können eine große Bandbreite von Montagetechnik darstellen und haben damit unseren Umsatz deutlich gesteigert. Dabei handelt es sich um Montageanlagen für konventionelle Motoren und Getriebe, aber auch um Anlagen zur Montage von Elektroantrieben und Batteriesystemen.
Als GROB vor drei Jahren mit dem Einstieg in die Elektromobilität einen weiteren Produktbereich gründete, war es eines der ersten Unternehmen der Branche, das sich mit dieser Thematik umfassend auseinandersetzte. Haben sich Ihre Erwartungen seit dem erfüllt und wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Elektroantriebs?
Wir haben uns vor drei Jahren für die Entwicklung von Maschinen und Anlagen der Elektromobilität als zusätzliches strategisches Standbein entschieden. Heute können wir feststellen, dass es ein richtiger Schritt war. Jetzt haben wir die Möglichkeiten, dass trotz der Technologieveränderungen in der Automobilindustrie, die Firma GROB für jedes Antriebskonzept entsprechende Maschinen und Anlagen liefern kann.
Mit welchen Unternehmen aus der Automobilbranche gibt es bereits Kontakte in Sachen „Elektromobilität“.
Die Autohersteller haben unterschiedliche Ausprägungen, in welcher Intensität Elektroantriebe in die zukünftigen Fahrzeuge einfließen. Es gibt Hersteller, die die Volumina der Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge sehr positiv sehen und daher sehr stark in Anlagen zur eigenen Herstellung von Elektroantrieben und Batteriesysteme investieren. Andere Unternehmen gehen diese Entwicklung weniger intensiv an und investieren in kleinere Anlagen mit der Option zur Erweiterung. Generell kann man aber feststellen, dass in Europa die E-Mobilität eine sehr wichtige Komponente der Automobilindustrie darstellt. Auch im Markt Asien, speziell China, wird der Aufbau von Kompetenz und Maschinen zur Herstellung von E-Mobilität intensiv vorangetrieben. GROB ist jedoch in allen Märkten mit der neuen Technologie der Produktionsanlagen für die E-Mobilität unterwegs. Darüber hinaus hat GROB einen ständigen Kontakt mit Universitäten und Instituten zur Forschung und Entwicklung in den neuen Technologien.
Es wird immer wieder über die Zukunft des Verbrennungsmotors diskutiert. Gibt es Ihrer Meinung nach den Verbrennungsmotor auch in 10, 20 oder 30 Jahren noch?
Verbrennungsmotoren, unabhängig ob Benziner oder Diesel haben weiterhin sehr viel Potenzial zur Verbesserung und Reduktion von Emissionen. Daher wird es Weiterentwicklungen in nächste Generationen von Verbrennungsmotoren und Getriebe geben.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung, in größeren deutschen Städten für Dieselfahrzeuge ab der Kategorie 5 Fahrverbote einzuführen und welche Konsequenzen haben diese Verbote für die Maschinenbaubranche?
Generell wird das Bewusstsein der Menschen, in Bezug auf Umweltbedingungen weiter zunehmen. Das Fahrverbot in den Städten bewirkt, dass die Bundesregierung agieren und die Autoindustrie Konzepte und technische Lösungen bringen muss, um den Feinstaub oder die Stickoxyde zu reduzieren. Das alles ist technisch möglich. So hat der Diesel nach wie vor große Vorteile, weil er einen niedrigen CO2-Ausstoß verursacht. Ich gehe davon aus, dass Diesel-Fahrzeuge zukünftig noch sauberer und damit Bestandteil der Fahrzeugflotte bleiben werden.
GROB konnte seit der Finanzkrise in den letzten zehn Jahren ein stetiges Wachstum vorzeigen. Ändert sich diese überaus positive Entwicklung durch den Umbau des Unternehmens hin zur Elektromobilität?
Die Firma GROB hat in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung erfahren, nicht nur beim Umsatz, sondern auch bei der Entwicklung von vielen neuen Maschinen, Technologien und Prozessen, verbunden mit einem Zuwachs der Mitarbeiter und einem weltweiten Wachstum in Niederlassungen und Werken. Ein derart enormes Wachstum ist weiterhin und fortlaufend nicht unser Ziel. Unser Ziel ist es, auf Veränderungen im Automobilbau bestens reagieren zu können. Das haben wir erreicht und wir sind für die Zukunft vorbereitet. Neben der Herstellung von Werkzeugmaschinen sind wir einer der führenden Hersteller von Montagetechnik und neuerdings auch in Anlagen für die E-Mobilität. Diese Kompetenz und Marktposition werden wir kontinuierlich ausbauen. In Summe erwarte ich, dass wir im Systemgeschäft – wie bereits erwähnt – weiterhin eine Veränderung haben werden und dass sowohl die Elektromobilität als auch die Montagetechnik in unserem Umsatzanteil weiter zunehmen werden. All das lässt uns zur Überzeugung kommen, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen und das Unternehmen langfristig gut aufgestellt haben.
Eine Prognose für weiteres Wachstum unseres Unternehmens ist vor diesem Hintergrund positiv zu beantworten. Unser vorrangiges Ziel war und ist, die richtigen Technologien und Entwicklungen rechtzeitig zu beginnen, um die kommenden Entwicklungen im Markt erfolgreich begleiten und die Arbeitsplätze langfristig sichern zu können. Die Größe des Unternehmens ist nur ein Faktor. Viel wichtiger ist, dass wir Technologieprozesse und entscheidende Kriterien wie Qualität und Termintreue dauerhaft einhalten und garantieren können.