Entscheidungsträger können mit dem Einsatz virtueller Techniken geplante und reale Abläufe direkt während der Produktion abgleichen und Eingriffe in den realen Prozessablauf durch Simulationen absichern. GROB ist als „Entwickler“ neben der Volkswagen AG, der Festo AG und Vorwerk einer der industriellen Projektpartner.Die zuständigen GROB-Projektleiter nehmen Stellung zu zentralen Fragen des Forschungsprojekts.
Sie als Projektleiter vertreten mit Ihrem Team die GROB-WERKE in diesem anspruchsvollen BMBF-Forschungsprojekt. Was sind die Beweggründe für GROB, bei SOPHIE mitzuarbeiten?
Zunächst möchten wir sagen, dass wir sehr stolz sind, dass die GROB-WERKE als einer der Konsortialpartner für dieses sehr begehrte Projekt ausgewählt wurden. Unsere Beweggründe liegen auf der Hand: Wir möchten Vorreiter beim Thema „Industrie 4.0“ sein und versprechen uns mit unserer Projektteilnahme einen innovativen Vorsprung. Schon alleine die Tatsache, dass wir ausgewählt wurden zeigt uns, dass unsere Arbeit auch extern anerkannt wird und dass wir bei Entwicklungen für die Zukunft ganz vorne mit dabei sind. Insgesamt ist unsere Teilnahme an diesem BMBF-Projekt etwas Besonderes und damit für uns eine große Auszeichnung.
Wer sind die Partner in diesem Projekt?
Das Festo-Lernzentrum in St. Ingbert ist Konsortialleiter des Gesamtforschungsverbundes und neben der GEFASOFT, SimPlan, dem Lehrstuhl für Produktionssysteme der Ruhr-Uni Bochum, die gemeinsame Arbeitsstelle der Ruhr Universität Bochum und IGM, sowie der Technischen Universität Chemnitz Entwicklungspartner im Verbund. Als Anwenderbetriebe sind die Volkswagen AG, die Festo AG sowie Vorwerk in diesem Forschungsprojekt beteiligt. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA) und Siemens in München treten in dem Projekt als assoziierte Partner auf.
Worum geht es in diesem Projekt konkret?
Da die Produktion der Zukunft immer mehr mit einer zunehmenden Produktindividualisierung und erhöhten Flexibilitätsanforderungen bei gleichzeitigem Kostendruck und geringerer Vorhersagbarkeit des wirtschaftlichen Umfeldes konfrontiert wird, muss sie für eine steigende Anzahl kurzzyklischer Anpassungen in der Produktionsplanung und der Produktionssteuerung vorbereitet sein. So müssen Entscheidungen trotzt einer heterogenen Informationsflut mit immer kürzeren Reaktionszeiten getroffen werden. Dies verlangt, dass virtuelle Techniken zielorientiert und vor allem durchgängig zur Unterstützung von Planungs- und Steuerungsprozessen eingesetzt werden können. Vor diesem Hintergrund bietet das Projekt SOPHIE einen Lösungsansatz, der diesen skizzierten Herausforderungen der Produktion gerecht werden kann.
Was ist der Benefit für GROB?
Auch wir bei GROB müssen uns dieser Entwicklung stellen. Mit der schrittweisen Einführung von Werkzeugen der digitalen Fabrik (z.B. Simulationssystemen) und Informationssystemen (z.B. ERP, BDE, MES etc.) entstand bei unseren Kunden einerseits eine Informationsflut auf allen Hierarchieebenen, andererseits stellen Anwendungen der Tabellenkalkulation nicht selten manuelle Schnittstellen zwischen Systemen und Prozessen dar. Vor diesem Hintergrund gewinnen durchgängige Prozesse, die automatische Datenerfassung und Auswertung, sowie die Entscheidungsfähigkeit über Hierarchieebenen und gegebenenfalls über Unternehmensgrenzen hinweg immer mehr an Relevanz für die Wettbewerbsfähigkeit eines jeden Unternehmens. Mit dem Projekt SOPHIE erhoffen wir uns einen Mehrwert für unsere Kunden zu generieren, indem diese unsere Anlagen noch effizienter betreiben können.
Was sind unsere Aufgaben im Projekt, was wird von GROB erwartet?
GROB stellt als Maschinenhersteller die „Realität“ zur Verfügung, die mit der virtuellen Welt verknüpft werden soll. Neben dieser Schnittstelle, die im Laufe des Projekts detailliert werden muss, bringen wir auch unser Knowhow zur Maschine selbst und zu deren optimalen Betriebsstrategie mit ein. Neben diesem Thema - dass stark mit der Software der Maschine im Zusammenhang steht - werden wir uns auch Gedanken machen, wie die Maschinen entsprechend der Anforderungen von Industrie 4.0 aussehen können. Speziell die stärkere Flexibilisierung verlangt nach neuen Konzepten, primär im Bereich der Automation.
Wie können wir uns konkret einbringen?
Die bei GROB vorhandene Erfahrung zur hochautomatisierten Massenproduktion ist natürlich eine wichtige Grundvorrausetzung. Allein die Fähigkeit, eine hocheffiziente Massenproduktion flexibel zu gestalten, ist eine der GROB-Kernkompetenzen, die uns gegenüber unseren Wettbewerbern einen Vorsprung verschafft. Dieses Knowhow ist die Basis für die weitere Entwicklung. Neben dem Anlagen-Knowhow gibt es bei uns im Haus Experten, die bereits seit vielen Jahren Erfahrungen mit Produktionsleitsystem haben. Eben diese Erfahrung wird auch für das Projekt sehr wertvoll sein. Wir hoffen natürlich auch, dass wir von den bereits vorhandenen Lösungen einen Großteil übernehmen oder als Basis für die Weiterentwicklung verwenden können.
Lasse sich die zu erwartenden Verbesserung der Prozessabläufe als Einsparungen in Geld bewerten?
Natürlich ist eine Einsparung bei jeder Maßnahme wünschenswert. In der Presse werden hierzu teilweise phantastische Verbesserungen in der Produktivität von 20-30 Prozent genannt. Ambitionierte Ziele sind sicher wichtig, allerdings starten wir bei den Anlagen von GROB schon von einem sehr hohen Niveau. Dabei geht es uns nicht nur um eine Steigerung der Produktivität, sondern auch um eine Maximierung der Flexibilität.
Ist es das erste Mal, dass sich GROB an einem solchen Forschungsprojekt beteiligt?
Das ist das erste BMBF geförderte Projekt an dem wir teilnehmen. GROB stemmt traditionell Entwicklungen fast ausschließlich mit eigenen Mitteln. Bei einem so disziplinübergreifenden Projekt ist aber die Zusammenarbeit mit anderen Firmen unumgänglich. Die Koordination spielt dann eine wichtige Rolle, welche nur in einem Verbundprojekt professionell abgewickelt werden kann.