search
WorldDE
Anlässlich der AMB 2022 in Stuttgart haben wir die Möglichkeit genutzt, Herrn Florian Grob zur Entwicklung der GROB-WERKE und der aktuellen Wirtschaftssituation zu befragen.
Interview Florian Grob AMB 2022

Die Welt im Maschinenbau, besonders in der Automobilindustrie hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Wie schätzten Sie diese Entwicklung ein und wie hat GROB darauf reagiert?
 

Mit dem Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie sind wir bei GROB gut zurechtgekommen. Mit unserer hohen Kompetenz im Maschinenbau, aber auch mit unserer langjährigen Erfahrung konnten wir diesen Transformationsprozess gut bewältigen. Faszinierend auch, wie sich unsere Mitarbeiter dieser neuen Herausforderung gestellt haben, schnell dazulernten und so den Start ins Elektromobilitätszeitalter ermöglichten. Genau diese gelebte Anpassungsgeschwindigkeit und Mentalität ist ein Markenzeichen unserer Firma und wird besonders durch die zahlreichen Innovationen der letzten Jahren gut verdeutlicht. Gerade im Maschinenbau gibt es immer schnellere Veränderungen, die zu neuen Innovationen führen, denen wir uns entsprechend stellen müssen. GROB war schon immer sehr dynamisch, und wir haben traditionell nie aufgegeben. Ob beim Wandel von der Transferstraße zum G-Modul oder jetzt hin zur Elektromobilität. Immer war unser Weg – der anfänglich teils holprig war – sehr erfolgreich gewesen.
 

Neben dem Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie müssen sich die Unternehmen mit gestörten Lieferketten, überproportional steigenden Energiekosten, Inflation und den coronabedingten Auswirkungen auseinandersetzen. Wie kann GROB auf diese Herausforderungen reagieren?
 

GROB hat sich sehr frühzeitig mit den neuen Themen der Automobilindustrie auseinandergesetzt und darauf mit dem Weitblick eines Familienunternehmens reagiert. Dabei war und ist unser großer Vorteil, dass die Wege zwischen der Geschäftsführung und der Familie sehr kurz sind und schnelle Reaktionen zulassen. Auch in Sachen Energiekosten haben wir schnell reagiert und entsprechende Sicherungsmaßnahmen ergriffen. So wurde beispielsweise schon vor längerem die Entscheidung getroffen, Öltanks zu besorgen, um einer möglichen Versorgungsnot in den Wintermonaten vorzubeugen. Von der Inflation sind wir genau so betroffen wie jedes andere Unternehmen auch. Es ist nicht leicht, die gestiegenen Kosten weiterzugeben und die zukünftige Entwicklung ist bei der Kalkulation neuer Projekte aus heutiger Sicht nur schwer vorherzusagen. Corona hat natürlich auch unser Unternehmen getroffen, aber glücklicherweise sind wir noch mit einem blauen Auge davongekommen. Immerhin konnten wir voll durcharbeiten. Ebenso trifft uns das Problem der Lieferketten, da wir auch mit der Materialversorgung zu kämpfen haben. Der Vorteil hier von GROB ist, dass wir eine enge Kommunikation mit unseren langjährigen Partnern pflegen und im täglichen Austausch mit ihnen sind, um eine adäquate Materialversorgung für die Produktion zu gewährleisten. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass GROB diesen Herausforderungen gut gewachsen und für die Zukunft hervorragend aufgestellt ist.
 

GROB hat den Umbau vom Zerspaner hin zur Elektromobilität hervorragend geschafft. Was ist das Geheimnis dieses Erfolges?
 

Wir haben immer klar kommuniziert, dass wir als Familienunternehmen zu unseren Mitarbeitern stehen und sie bei Bedarf entsprechend schulen wollen. Darüber hinaus haben wir sie immer weitestgehend bei Betriebsversammlungen etc. über neue, weitere Entwicklungen informiert. Durch dieses Mitnehmen unserer Mitarbeiter ist es uns gelungen, eine gute Vertrauensbasis im Unternehmen zu schaffen. Somit entstand aus der persönlichen Wahrnehmung ein gutes Vertrauen in den notwendigen Wandel und die Erkenntnis, dass unser Weg auch der richtige ist. Weitere Schlüsselkriterien waren neben dem Mitnehmen der Mannschaft und der ehrlichen, offenen Kommunikation die Motivation eines jeden einzelnen den Wandel hin zur Elektromobilität mitzugestalten und zu schaffen.
 

GROB investiert derzeit an nahezu allen seinen Standorten und baut in Indien ein neues Werk. Wie kann GROB diese enormen finanziellen Herausforderungen stemmen?
 

Unsere Familie hat ein traditionelles Commitment zum Unternehmen und reinvestiert stets seine Gewinne. Nur so waren der Wandel und die Zuwächse im Unternehmen darstellbar. Außerdem konnten wir mit dieser Philosophie auch bei unseren langfristigen Finanzierungspartnern, die uns bei diesen umfassenden Investitionsprojekten unterstützen, über die Jahre ein großes Vertrauen aufbauen, was als Aktiengesellschaft in diesem Stil nicht möglich gewesen wäre.
 

Sie repräsentieren GROB jetzt in der vierten Generation und sind seit einigen Jahren bereits in allen wichtigen Unternehmensentscheidungen eingebunden. Haben Sie sich schon spezifische Ziele gesetzt und wenn ja, wie sehen diese aus?
 

Natürlich steht für mich die weitere gute Entwicklung der Firma GROB im Vordergrund. Aber auch Themen wie Nachhaltigkeit und Umwelt sind für mich von Bedeutung. Nachhaltigkeit verbinde ich aber sehr stark mit ökologischer, gesellschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit. Am Ende bringt es nichts, Entscheidungen zu treffen, ohne dass die Mitarbeiter diesen Weg mitgehen wollen. So hätten wir zum Beispiel ohne die soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen den Transformationsprozess nicht so schnell und erfolgreich realisieren können. Hier konnte man gut sehen, wie wichtig es war, dass die Mitarbeiter zum Unternehmen und zur Familie stehen und ihr auch das nötige Vertrauen entgegenbringen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das führt zur ökonomischen Nachhaltigkeit und zu einem tragbaren Geschäftsmodell mit hoher Zukunftsfähigkeit für unser Unternehmen. Ein weiteres Thema ist die Digitalisierung im Unternehmen, um ein effizienteres Arbeiten zu gestalten. Die Arbeit und ein Arbeitsumfeld so zu schaffen, dass es sich auf die tagtäglich wichtigen Tätigkeiten beschränkt. Für mich muss bei GROB nicht nur das eine passen, sondern die Summe aller Unternehmensparameter müssen in sich stimmig sein.
 

GROB hat sich als Unternehmen in den letzten Jahren aus eigener Kraft stark weiterentwickelt und die dazu notwendigen Investitionen aus der eigenen Rendite finanziert. Wie lange hält das nach Ihrer Meinung ein Familienunternehmen noch durch?
 

Für uns gibt es keinen anderen Weg und wir müssen das schaffen. So wie wir in unserer fast 100-jährigen Geschichte immer unabhängig waren. Familienunternehmen haben gelernt mit den engen, zur Verfügung stehenden Ressourcen umzugehen. Das ist unsere einzige Option, unsere Wege, die wir gehen wollen, selbst festzulegen. Selbstkritisch zu hinterfragen, um dann entsprechend zu agieren. Wir sind traditionell mit unseren höchst wettbewerbsfähigen Produkten gewachsen und das wollen wir auch in Zukunft so handhaben.
 

Danke für das Gespräch.