„Zukunft braucht Herkunft“ ist ein Zitat des Philosophen Odo Marquard, der damit zum Ausdruck bringen wollte, wie sehr das Bewusstsein der eigenen Geschichte zur Identität von Menschen und Institutionen beiträgt. So entstehen in der GROB-Ausbildungsabteilung Unikate, die nicht nur die technologische Entwicklung des Unternehmens abbilden, sondern auch ein Stück weit die Entwicklung des deutschen Maschinenbaus darstellen. Fünf solche Unikate – eine Gewindefräsmaschine, eine Ständerbohrmaschine, eine Tischständerbohrmaschine MB1, sowie je einen Verdampfermotor vom Typ M4 und Typ M3 – sind bereits restauriert worden. Und das Schöne: Diese Arbeiten sind Teil des GROB-Azubiprogramms, wie GROB-Ausbildungsleiter Mechanik Werner Drexel erklärt: „In den Ausbildungsrichtungen Mechatronik und Industriemechanik gehören sie auf alle Fälle zur GROB-Ausbildung. So können wir fachliche Inhalte wie Demontage, Ersatzteilanfertigung nach originalen Zeichnungen, Justierungen und Inbetriebnahme je nach Zustand des Objektes direkt an einer historischen GROB-Maschine vermitteln.“
Eine mit Hindernissen gepflasterte Arbeit
Der Erhalt und die Sicherung alter GROB-Maschinen sind allerdings nicht selten mit großen Hindernissen verbunden. Zunächst gilt es den Ankaufszustand zu überprüfen. Dann stellt sich sehr schnell die Frage, ob es für den „Oldtimer“ noch Pläne oder technische Unterlagen gibt. Hier helfen, wenn überhaupt, Kopien von alten Maschinenkarten, Rechnungen, alte Prospekte, Lieferscheine oder – falls vorhanden – Zeichnungen weiter. „Manchmal haben wir auch Glück und können passende Teile auf dem Flohmarkt erstehen“, erklärt Werner Drexel die Teile-Recherche. „Überraschenderweise gibt es auch hier und da noch Originalzeichnungen oder Originalteile, die als Grundlage für den Teile-Nachbau dienen können.“
Restauration GROB-Tischständerbohrmaschine
Das aktuell letzte Unikat einer solchen Restauration ist eine Tischständerbohrmaschine, Baujahr 1949. Sie wurde noch in der ERNST GROB MASCHINENFABRIK in der Münchener Hofmannstraße gebaut und am 12. April 1949 für 785 RM (Reichsmark) ausgeliefert. Interessant auch, da die Deutsche Mark bereits ab dem 21. Juni 1948 mit der Währungsreform eingeführt wurde. Aufmerksam auf diese Maschine wurde man in der GROB-Ausbildungsabteilung durch eine private Recherche des Ausbilders Stefan Nattenmiller des Fachbereichs Mechatronik. Sie stand in Hallertau/Bayern in einer Privatwerkstatt. Ihr Besitzer wollte sie durch eine moderne Ständerbohrmaschine ersetzen. Zusätzlich zur Maschine konnte auch noch ein historischer Maschinenschraubstock und ein Bohrfutter erworben werden.
„Glücklicherweise befand sich die Maschine in relativ gutem Originalzustand“, erklärt Werner Drexel. „Es wurde lediglich der Schutz an der Flachriemenübertragung entfernt, da dieser ursprünglich nicht vorhanden war. Aus Flohmarktbeständen erwarben wir noch eine passende stoffummantelte Leitung mit Flachstecker, sowie entsprechend altersgerechtem Ein/Aus-Schalter.“ Außer ein paar neuen Kugellagern wurde die Maschine nur noch gründlich vom Flugrost befreit und gereinigt. „Durch diese Maßnahmen konnte eine 60 Jahre alte, dem damaligen Standard entsprechende GROB-Tischständerbohrmaschine für die Nachwelt gesichert werden.“
Abenteuerliche Beschaffungsmaßnahmen
Dass solch historische Maschinen nicht gerade als Massenware auf dem Markt angeboten werden, ist klar. Doch tatsächlich gibt es manchmal Hinweise von Personen, die entweder jemanden kennen oder zum Teil selbst im Besitz einer historischen GROB-Maschine sind. Auch helfen allgemeine Internet-Recherchen oder Kontakte in eine bereits seit längerem existierende Oldtimer-Szene weiter. Ist dann eine zu restaurierende Maschine im Haus, arbeiten Auszubildende je nach Zustand der Maschine mehrere Wochen an der Restaurierung. Und bis es vielleicht einmal ein GROB-Museum gibt, schmücken die Restaurationsstücke Schulungs- und Besprechungsräume oder das Ausbildungszentrum in Mindelheim.