Noch nie konnte GROB auf einer Messe eine so große Produktpalette zeigen wie aktuell. Welche Produkte aus diesem enormen Portfolio eignen sich am besten für den brasilianischen Markt?
Beeindruckend sind die unterschiedlichen Optionen der Universalmaschinen und deren unterschiedliche Anwendungen, die sich hervorragend für den brasilianischen Markt eignen. Insbesondere durch die 4-Achs-Maschinen, die wir jetzt auf den Markt gebracht haben, bekommen wir die Möglichkeit in neue Segmente einzudringen. Damit öffnet sich schon ein großes Spektrum an neuen Kunden. So konnten wir in Brasilien über 1.000 neue Leads generieren, die wir jetzt auf potenzielle Kunden untersuchen.
Welche Inputs und Ideen nehmen Sie von dieser Hausmesse mit nach Brasilien?
Es wird auf der Messe eine ganze Palette von unterschiedlichen Automationslösungen vorgestellt, die unseren Kunden ganz neue Perspektiven hinsichtlich der Verbesserung ihrer Produktivität ermöglichen. Ein neuer Markt, der in Brasilien stark wächst, da die Löhne enorm gestiegen sind und der Druck zur Produktivität damit entsprechend gewachsen ist.
Es hat lange gedauert, bis die 5-Achs-Maschinen in Brasilien zur Marktakzeptanz geführt werden konnten. Jetzt hat GROB auch 4-Achs-Maschinen im Portfolio. Was hat das für Konsequenzen für Ihren Vertrieb?
Den 5-Achs-Maschinen gehört die Zukunft, da sie Komplettbearbeitungen ermöglichen und die Qualität verbessern. Wir bei B. GROB do Brasil haben immer auf High-Tech gesetzt, und trotzdem wissen wir, dass in Brasilien der Markt der Bearbeitungszentren zu 70 Prozent aus 4-Achs-Maschinen besteht. Durch unser Comeback in den 4-Achs-Markt, den wir ja früher schon hatten, konnten wir wieder viele neue Kunden hinzugewinnen.
Warum tut sich der Elektroantrieb in Brasilien so schwer?
Elektromobilität ist in Brasilien noch kein Thema, da bei den Brasilianern schlicht und ergreifend die Kaufkraft fehlt. Auch passt die elektrische Infrastruktur in Brasilien nicht und die Distanzen sind viel größer als in Europa. Dann hat Brasilien mit dem Ethanol-Programm noch eine gute Alternative. Der Zyklus vom Alkohol, der aus dem Zuckerrohr gewonnen wird, ist sehr umweltfreundlich. Auch mit ein Grund, warum Brasilien viel später zur Elektromobilität kommen wird.
Brasilien hat als starker Partner im GROB-Werksverbund immer eine wichtige Rolle gespielt. Gelingt das auch noch heute, vor dem Hintergrund des Vormarsches der Elektro-Fahrzeuge?
Ja, da wir immer noch einen Kostenvorteil gegenüber Deutschland haben. Brasilien hat auch schon begonnen, Elektro-Projekte in Gemeinschaftsarbeit mit Mindelheim zu entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel unsere Imprägnier-Öfen, die Kammer- und Durchgangsöfen, die wir nach Bluffton/USA und Mindelheim/Deutschland liefern. Diese Öfen kommen beim Imprägnieren von Statoren und Rotoren zum Einsatz. Auch führen wir bereits Schulungseinsätze für die GROB-Gruppe zur Inbetriebnahme durch.
Indirekt bereiten wir uns darauf vor, bis in spätestens zwei Jahren E-Mobilitäts-Projekte abzuwickeln. Der nächste Schritt wäre dann, dass wir nicht nur diese Komponenten liefern, sondern auch Linien für die Elektromobilität bauen. Wobei wir uns entschieden haben, mit Rotor- und EDU-Linien (Electric-Drive-Unit) zu beginnen. Dazu werden derzeit die Mitarbeiter in Bluffton und Mindelheim ausgebildet.
Die brasilianische Automobilindustrie ist schwer von den Lieferschwierigkeiten bei Material und Halbfertig-Produkten betroffen. Welche Auswirkungen hat das für B. GROB do Brasil?
Die Auswirkungen für B. GROB do Brasil sind ganz klar, da aktuell weniger Investitionen im Automobilsektor getätigt werden. Derzeit gibt es in Brasilien etwa einen 50 Prozent-Überschuss an Kapazitäten, außerdem wird aktuell Großteils nur in E-Mobilität investiert.
Wir spüren, dass der Werksverbund wieder stark zunimmt, dass auch B. GROB do Brasil seinen Beitrag leisten kann und wir step by step über den GROB-Werksverbund in das Geschäft der Elektromobilität einsteigen können.
Vielen Dank für das Gespräch!